Orpheus (2018)

Orpheus

Muiktheater von Dominique Girod und Corsin Gaudenz in der Roten Fabrik Zürich

Orpheus, der Weltenwandler und Grenzgänger, Urbild des Musikers und Opernstoff schlechthin, musste sich über die Jahrhunderte immer wieder im Alleingang an den existenziellen Fragen um Leben und Tod, Natur und Künstlichkeit abarbeiten. Diesmal stellen ihm der Komponist Dominique Girod und der Autor Corsin Gaudenz auf dem Weg zur Geliebten ins Schattenreich eine ganze Armada von Musikern zur Seite. Mit Reiseleiterin Denise Wintsch aka «die Musik» begeben sie sich auf die musikalische Überfahrt, nehmen Eurydike in Empfang und reisen wieder an die Erdoberfläche. Die Kompanie arbeitet sich derweil am Orpheus-Ideal ab, indem sie ihr Können wortwörtlich unter Beweis stellt.


Premiere
6. März 2018 im Fabriktheater der Roten Fabrik Zürich Premiere

Mit
Dominique Girod (Komposition, Musikalische Leitung, Kontrabass), Corsin Gaudenz  (Text, Inszenierung), Sophie Krayer (Bühne), Carola Ruckdeschel (Kostüm), Markus Brunn (Licht), Romain Guion (Co-Choreographie), Lisa Nolte (Produktionsleitung), Denise Wintsch (Spiel), Irina Ungureanu (Gesang), Isa Wiss (Gesang), Niklaus Kost (Gesang), Philipp Caspari (Gesang), Kuan-Ling Tsai (Tanz), Manel Salas (Tanz), Satoko Kato (Korrepetition), Matthias Spillmann (Trompete), Urs Vögeli  (Gitarre), Tobias Gerber  (Ensemble Werktag, Saxophon), Rafael Rütti (Ensemble Werktag, Klavier), Sebastian Hofmann (Ensemble Werktag, Perkussion), Mondrian Ensemble
Ivana Pristašová (Mondrian Ensemble, Violine), Petra Ackermann (Mondrian Ensemble, Viola), Karolina Öhman (Mondrian Ensemble, Violoncello), Tamriko Kordzaia (Mondrian Ensemble, Klavier)

Ich schreie deinen Namen in grossen Lettern in die Schlucht.


Presse

NZZ; Tobias Gerosa

Eine schöne Ironie – oder Weiterentwicklung und
Entideologisierung der Kulturszene: In der Roten Fabrik, die von der freien und wilden Kulturszene der 1980er Jahre in den Opernhauskrawallen erkämpft wurde, wird in diesen Tagen Oper gespielt. Nicht Schauspiel mit Musik, nicht Projekt: Oper. Und sie passt gut hierher. (…) Die grosse Liebe zwischen Orpheus und Eurydike ist ein Leiberknäuel. Der gesungene Text wird mit vielen schweizerdeutschen «Brüschten» und explizitem «Nimm mi! Bespring mi!» überdeutlich (immer wenn’s um die menschliche Natur geht, wird’s Schweizerdeutsch – auch eine neue Erfahrung im Operngesang). Dann dröhnt die grosse Trommel: Die Schlange hat zugebissen, und die grosse Liebe wird auseinandergerissen. (…) So will dieser «Orpheus» sicher eher zu viel als zu wenig, auch in der Länge. Doch der frische Wind, die Lockerung der Strukturen und der forschende Gestus dieser «Orpheus»-Version tut der Gattung gut.

Tages Anzeige; Susanne Kübler

Auch so kann Musiktheater sein: schräg und ernst, selbst gebastelt und professionell, lustig und plump, sophis- ticated und lärmig. «Orpheus» heisst das neue Projekt der Freien Oper Zürich; die durch und durch theatralische, mit vie- len Stilen und Tonleitern jonglierende Musik hat Dominique Girod geschrie- ben, der auch den Kontrabass spielt im zehnköpfigen Ensemble. Für Text und Regie ist Corsin Gaudenz verantwort- lich, der es unter anderem geschafft hat, das Hohelied in Mundart zu übertragen.Dieser Geschichte ein weiteres Kapitel hinzuzufügen, braucht einiges an Cou- rage – oder auch an Frechheit. Diese Pro- duktion hat beides. Erstaunlich elastisch hält sie sich geschlagene zweieinhalb Stunden auf dem Grat zwischen Tiefsinn und Unsinn; zwar gibt es zwischendrin das eine oder andere Abstürzlein, aber man ist jeweils schnell wieder oben. Und dass der Schluss eher länglich gerät, ist vor allem ein Zeichen dafür, dass man mit Orpheus eben wirklich nie fertig wird.


Freie Oper Zürich