Time Is On My Side
Der (bescheidene) Zirkus um Corsin Gaudenz: zehn Pferde, ein Zelt, etwa 300 Kronen Betriebskapital (umgerechnet ca. 6000 Franken). Dazu Miss Constanza, die Tochter Maria Doré (aus erster Ehe) und eine Handvoll erlesener bester MitarbeiterInnen, alle zirkusbesessen.Zeit ist immer anders.
„Time Is On My Side“ ist ein Stück über die Wahrnehmung von Zeit. Als Zirkusvorstellung angelegt, synchronisiert dieser experimentelle Abend Zeit und Aufmerksamkeit: Unter der Zeltkuppel haben sich alle versammelt zum Spiel – Elefanten, Clowns, Artisten – um sich und das werte Publikum ins jetzt zu katapultieren. Dazu ticken die Metronome und geben den Takt an. Uhren, die ihren eigenen Gesetzen folgen, beherrschen diese Welt.
In der zweiten Arbeit von Corsin Gaudenz in Zürich geht es um den Moment, den wir ‚Gegenwart‘ nennen. Wie erfahren wir die Zeit unter der allgemeinen Maxime, im Moment zu leben? Was in der Realität nicht gelingen kann, weil Zeitabläufe fremdbestimmt sind und wir laufend abgelenkt werden, geht im Theater. Dazu holen sich die Macher Anleihen bei der Zirkustradition, werfen aber Altbekanntes über Bord und lassen Neues entstehen. Ausgehend von diesem Setting geht das Stück auf eine Spurensuche nach der Zeit und der Zeitmessung.
Premiere
12. März 2013 im Fabriktheater Rote Fabrik Zürich
Mit
KONZEPT UND REGIE: Corsin Gaudenz ǀ BÜHNE: Frieda Schneider ǀ MUSIK UND DRAMATURGIE: Trixa Arnold ǀ MUSIK UND INSTALLATIONEN: Klaas Hübner ǀ VIDEO: Dominique Müller ǀ SPIEL: Evelyne Gugolz, Marisa Godoy, Sascha Gersak, Klaas Hübner, Trixa Arnold, Frieda Schneider, Dominique Müller, Corsin Gaudenz ǀ STIMME: Arthur Hayes ǀ LICHT: Oyewusi Adetayo ǀ KOSTÜME: Saša Kohler ǀ PRESSEARBEIT: Jan Rothenberger ǀ PRODUKTION: Corsin Gaudenz ǀ KOPRODUKTION: Fabriktheater, Rote Fabrik Zürich ǀ ERMÖGLICHT DURCH: Stadt Zürich Kultur, Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Nestlé Fondation pour l’Art, Schweizerische Interpretenstiftung, Ernst Göhner Stiftung
Presse
PS, Thierry Frochaux
Corsin Gaudenz will den Zirkus (also die darstellenden Künste per se) revolutionieren, weil aber das Publikum dazu noch nicht bereit ist, stellt er mit „Time Is On My Side“ einen Zwischenschritt zur Disposition. Er bespielt damit jede erdenkliche Bedeutung des Begriffs Zeit ausser: Zeit ist Geld.
Corsin Gaudenz macht absichtlich alles falsch, was gemeinhin als notwendig für einen sogenannt bezaubernden Theaterabend gilt und gewinnt genau mit dieser kompletten Umkehr die Aufmerksamkeit des Publikums, wenn nicht gar deren Herzen.
Denn der Abend hat einen durchdringenden Charme, gepaart mit sichtlichem Augenzwinkern und wenigen, aber dafür umso deutlicheren kurzen Manifestationen des Könnens aller Beteiligten.
Tagesanzeiger, Andreas Tobler
Sieht wie Zirkus aus und fühlt sich auch so an. Aber irgendwie ist alles anders als „damals“, als wir noch Kinder waren und über Tiere staunten. Denn in Corsin Gaudenz‘ „Time Is On My Side“ ist die Manege nur eine Leerstelle, die von Erinnerungen bespielt wird.
In „Time Is On My Side“ wird wiederholt der Mangel und der Trash beschworen, als bräuchte es diesen, damit wir geniessen können.
(…) ein kluger Abend über Zuschauerkonventionen, über erinnerte Zeit und wie sie an unserem Empfinden arbeitet.